Warum dieses Projekt?
Um Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Praxis besser zu nutzen:
CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften soll zur wissensbasierten und wirksameren Ausgestaltung von Umweltmaßnahmen beitragen. Denn seit Jahrzehnten nimmt die Artenvielfalt in Agrarlandschaften rapide ab. Zu den wesentlichen Ursachen für den Rückgang der Biodiversität zählt die Intensivierung in der Landwirtschaft und der Verlust der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft.
Einen maßgeblichen Einfluss auf Gestaltung und Zustand der Agrarökosysteme hat die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP). In den vergangenen GAP-Förderperioden wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Artenvielfalt verstärkt gefördert. Die Ausgestaltung der Maßnahmen reicht bislang jedoch nicht aus, um eine Trendwende für die Artenvielfalt in Agrarlandschaften zu erzielen. Damit Biodiversitätsmaßnahmen wirksam und langfristig umgesetzt werden können, müssen sie sich für Landwirt*innen auch finanziell lohnen und organisatorisch in den Betriebsablauf passen.
CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften untersucht die Entscheidungen von Landwirt*innen: welche Maßnahmen sie umsetzen, welche nicht, und vor welchen Hindernissen sie dabei stehen. Das Projekt entwickelt und bewertet innovative Modelle zur Umsetzung und Honorierung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen, welche potenziell sowohl einen Gewinn für die biologische Vielfalt als auch für die landwirtschaftlichen Betriebe erreichen können.
Was sind die Ziele des Projekts?
Ziel von CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften ist es,
- die Zusammenarbeit von Landwirt*innen bei Naturschutzmaßnahmen zu fördern,
- ein tieferes Verständnis der Entscheidungsprozesse von Landwirt*innen zu erlangen,
- Modelle zu den sozio-ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der Agrarförderung zu entwickeln,
- Empfehlungen zur ökologisch effektiveren und ökonomisch effizienteren Ausgestaltung der GAP abzuleiten
- die Gestaltung von zukünftigen agrarpolitischen Maßnahmen besser auf Biodiversitätsziele ausrichten zu können.
Welchen Forschungsansatz verfolgt das Projekt?
CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften kombiniert verschiedene Forschungsansätze:
Mittels qualitativer und quantitativer Interviews sowie Diskreten Entscheidungsexperimenten (Discrete Choice Experiments, DCE) mit Landwirt*innen untersucht das Projekt:
- Präferenzen von Landwirt*innen für Agrarumweltmaßnahmen;
- welche Faktoren zu diesen Präferenzen der Landwirt*innen führen;
- wie wichtig die unterschiedlichen Faktoren bei den Entscheidungen der Landwirt*innen darüber sind, welche Maßnahmen sie umsetzen und welche nicht;
- welche sozio-kulturellen Barrieren die Umsetzung von Maßnahmen behindern
Ergänzt wird dieses Vorgehen durch eine Kombination von soziologischer Agenten-basierter Modellierung und ökologischer Individuen-basierter Modellierung:
- Mithilfe der Agenten-basierten Modellierung wird simuliert, wie sich unterschiedliche Förderansätze für biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf die Entscheidungen von Landwirt*innen auswirken und wie sich dadurch die Landschaft verändert.
- Anhand von Individuen-basierter Modellierung wird untersucht, welche Auswirkungen diese Veränderungen der Landschaft auf den Zustand der Biodiversität haben würde.
An wen richtet sich das Projekt?
Landwirt*innen und landwirtschaftliche Betriebe stehen im Mittelpunkt des Projektes. Daneben richtet sich CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften aber auch an politische Entscheidungsträger*innen, Verwaltungen und Behörden, Forschende und Nichtregierungsorganisationen.
Durch projektbegleitende Austauschplattformen werden Landwirt*innen direkt in die Entwicklung der Forschungsinstrumente und Bewertung der Forschungsergebnisse mit einbezogen. Diese Austauschplattformen werden in insgesamt sechs Modellregionen in Baden-Württemberg und Thüringen durchgeführt:
- Baden-Württemberg:
- Hohenlohe
- Nördlicher Oberrhein
- Bodensee
- Thüringen:
- Eichsfeld
- Thüringer Becken
- Ostthüringer Buntsandsteingebiet
In beiden Bundesländern finden außerdem Austauschplattformen auf Landesebene statt, wo die Teilnehmenden der jeweils drei regionalen Plattformen jedes Bundeslandes zusammenkommen. Zusätzlich können sich dort Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Beratung und Naturschutz in den Prozess einbringen und sich mit den Landwirt*innen austauschen.
Am Ende des Projektes stehen Empfehlungen für die Weiterentwicklung von Förderinstrumenten. Diese können Entscheidungsträger*innen aus Politik und Verwaltung nutzen, um Umweltmaßnahmen und Zahlungen für Ökosystemleistungen zu konzeptionieren, welche die Biodiversität fördern, gleichzeitig aber auch die betriebswirtschaftlichen Bedürfnisse der Landwirt*innen berücksichtigen.
Was bedeutet Co-Design?
CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften verfolgt den Ansatz des Co-Designs. Darunter werden partizipative Methoden verstanden, über die wichtige Akteure in den Prozess der Entwicklung von Lösungsansätzen miteinbezogen werden und entscheidend mitgestalten. Die Akteure können also ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen, sodass die erarbeiteten Lösungsvorschläge passender und relevanter für die Anwendung in der Praxis sind und so häufig auch breitere Akzeptanz für die Umsetzung finden.
Bei CAP4GI – GAP für vielfältige Landschaft sind vor allem Landwirt*innen der sechs Projektregionen in Thüringen und Baden-Württemberg aber auch z.B. Akteure aus Verwaltung und Naturschutz an der Entwicklung von Lösungsansätzen beteiligt. Bei den Austauschplattformen entscheiden die Teilnehmenden, wie und an welcher Art von Lösungsvorschlag sie arbeiten wollen. Die erarbeiteten Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen an und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen stellen ein eigenständiges Projektergebnis dar.
Außerdem werden Landwirt*innen und andere Akteure auch in die Gestaltung der Forschung einbezogen:
- Sie nehmen als Forschungssubjekte an Interviews und dem Diskreten Entscheidungsexperiment teil.
- Sie überprüfen die Passgenauigkeit des entwickelten sozio-ökonomischen Modells mit ihrer Realität und schlagen Verbesserungen vor.
- Sie entscheiden mit, welche alternativen Szenarien mithilfe der Modelle in ihren Auswirkungen auf die Artenvielfalt untersucht werden. „Alternative Szenarien“ stehen hier für innovative Formen der Umsetzung und Honorierung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen.
- Sie bewerten die Modellierungsergebnisse.
Was sind die Rahmenbedingungen des Projekts?
Das Projekt wird von adelphi research gGmbH koordiniert und gemeinsam mit fünf Verbundpartnern umgesetzt: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ/iDiv, Universität Rostock, Bodensee-Stiftung, Wildtierland Hainich, Deutscher Naturschutzring. Es läuft von November 2021 bis April 2025 und wird durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Teil der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.