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Moderatorin sammelt Diskussionspunkte der Teilnehmenden an der Pinnwand

Zweite regionale Plattformtreffen in Baden-Württemberg: Wie besser machen?

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Text für Teaser und Metatags

04.12.2023 - Alte Probleme und neue Visionen: In den letzten beiden Wochen fanden in Baden-Württemberg die zweiten regionalen Plattformtreffen statt. In den drei Projektregionen Bodensee, Hohenlohe und Nördlicher Oberrhein wurden gemeinsam Verbesserungsvorschläge zur GAP erarbeitet. Nachdem in der ersten Runde der Treffen Anfang 2023 zusammengetragen wurde, was Landwirt*innen davon abhält, mehr Maßnahmen für Umwelt, Natur, Arten und Biodiversität umzusetzen, diskutierten die Teilnehmenden nun mögliche Verbesserungen und Lösungsvorschläge. Die Treffen organisierte die Bodensee-Stiftung. 

Im Vorfeld des 2. Treffens konnten die teilnehmenden Landwirt*innen Vorschläge für neue Maßnahmen im Rahmen der baden-württembergischen Länderprogramme FAKT und LPR (Landschaftspflegerichtlinie) oder auch für neue Öko-Regelungen machen. Dabei sollten sich die vorgeschlagenen Maßnahmen möglichst positiv auf die biologische Vielfalt auswirken. 

Bei den Plattformtreffen selbst wurden am Bodensee und am Nördlichen Oberrhein zudem Vorschläge zum Abbau der zuvor gesammelten Hemmnisse erarbeitet. Eckpunkte für ein völlig neues Förderprogramm, welches die jetzige GAP-Förderung ablösen könnte, standen in der Hohenlohe auf der Agenda. 

Neben vielen Ideen zur Lösung einzelner Probleme und Schwierigkeiten wurde unter anderem ein Vorschlag zu einem stärker beratungsorientierten System eingebracht. Dieser Vorschlag wurde durch Aussagen auch in den anderen Regionen untermauert. In einer anderen Region wurde ein flexibles Punktesystem diskutiert. Dieses würde, so argumentierten die Teilnehmenden, den Landwirt*innen mehr Flexibilität bieten und dabei den zuständigen Behörden trotzdem die Planung der Zahlungen im Voraus ermöglichen. 

Beim Aufstellen einer Vision für ein zukünftiges Förderprogramm wurde sehr deutlich, dass der Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe ein großer Wunsch ist und man gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Gesellschaft eine zukunftsfähige Landwirtschaft gestalten möchte. Dies gilt besonders dort, wo der einzelne Betrieb das alleine nicht leisten kann: etwa bei der Gestaltung des Wandels in der Tierhaltung, bei der Anpassung an den Klimawandel oder bei der sinnvollen Kombination von landwirtschaftlicher Produktion, Naturschutz und Erneuerbaren Energien. 

Die Landwirt*innen möchten sehr gerne hochwertige Lebensräume schaffen und erhalten. Ohne Einkommensperspektiven gebe es jedoch keinen Umwelt- und Naturschutz. Viele der vorhandenen Instrumente könnten ihrer Meinung nach besser und wirkungsvoller gestaltet werden. Als Ziele für ein neues Fördersystem wurden u.a. die bessere Unterstützung einer ökologischeren Ausrichtung, (verwaltungs-)technische Vereinfachungen sowie ein Paradigmenwechsel bei Kontrollen und Sanktionen genannt. Über die Beibehaltung oder Abschaffung von Direktzahlungen war man sich noch nicht einig. 

Die Teilnehmenden bekamen zusätzlich Einblicke in eine der Forschungsarbeiten im Projekt. Lea Kolb promoviert im Rahmen von CAP4GI - GAP für vielfältige Landschaften am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) /Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und erklärte die Arbeit an einem Modell, welches simulieren wird, wie sich Änderungen in Vorgaben und Förderungen auf das Aussehen von Landschaften auswirken. Daniel Vedder, der ebenfalls an dem Modell arbeitet, unterfüttert es mit dem Verhalten von vor Ort kartierten Vogel- und Schmetterlingsarten. Das Modell soll zukünftig aufzeigen, ob bestimmte Politikentscheidungen zu einer Veränderung im Vorkommen von Vögeln und Schmetterlingen führt. Für die Arbeit am Modell tauschte sich Lea Kolb mit den Landwirt*innen darüber aus, welche Landschaftselemente bei ihnen typisch sind, wie viele Hecken sie haben und auf welche Weise und wie häufig sie diese pflegen. 

Die vorgebrachten Ideen werden nun aufbereitet und mit allen Teilnehmenden abgestimmt. Bei der kommenden Landesplattform sollen die Vorschläge mit Verwaltung und Naturschutz diskutiert werden.